Hochalmtouren bei Innsbruck


In bester Erinnerung an die Hochalmtouren bei Oberstdorf im Jahr 2023 geht es in diesem Jahr nach Innsbruck, in dessen Umgebung etliche Mountainbiketouren zu hochgelegenen Almen ausgewiesen sind. Wir sind wie schon im 2024 bei unserer Alpenquerung vier rüstige Rentner:innen mit gut ausgestatteten E-Bikes: Ute & Hartmut sowie Gotthard und Karl-Heinz.

 

Erster Tag der Innsbrucker Hochalmtouren, Mittwoch, 16.07.2025: Stubaitalradweg (60 km, 600 Hm)

Wir starteten nach 9 Uhr – ein Muss wegen des vorrangigen Berufsverkehrs -, um mit den Fahrrädern die Stubaitalbahn von Innsbruck nach Fulpmes zu nehmen. Auf dieser Strecke verkehren moderne Niederflurfahrzeuge, die jeweils vier Fahrräder mitnehmen.

Unterwegs mit der Stubaitalbahn

Schon die Fahrt ist ein besonderes Erlebnis. Diese Überlandstraßenbahn bewältigt starke Steigungen und fährt sehr flott durch enge Kurven. Zunächst geht es hinauf über Natters und Mutters, die hochgelegenen südlichen Vororte von Innsbruck, mit Blick auf das Inntal und die darin gelegene Stadt, um mit Blick auf die Europabrücke der Brennerautobahn nach Süden zu fahren und schließlich hoch am Berg in das Stubaital einzuschwenken.

Route von Innsbruck ins Stubaital

Weiter geht es durch die eindrucksvollen Telfer Wiesen mit ihren Heuschobern, um dann in das Tal hinunter nach Telfes und schließlich nach Fulpmes zu gelangen.

Blick über die Telfer Wiesen in Richtung Nieders

Fulpmes ist ein veritabler Touristenort mit sehr vielen Unterkünften, der größte Ort im touristisch vor allem im Winter sehr gefragten Stubaital. Hier stiegen wir nach immerhin einer Stunde Fahrzeit aus der Bahn und begannen den ersten Abschnitt unserer Radtour.

Mahdwiesen mit Blühern

Hartmut & Ute sind gute Kenner des Stubaitals. Sie haben hier diverse Skiurlaube verbracht und Wanderungen gemacht. Hartmut hatte für unsere Fahrt das Tal hinauf die linke (d. h. die südliche Talseite) gewählt. Hier konnten wir meist auf Wirtschaftswegen nach Neustift radeln, dem zweitgrößten Ort des Tales. Im Zentrum ist eine Restauration neben der anderen anzutreffen, aber es waren nicht viele Touristen zu sehen. Das soll im Winter ganz anders sein … .

Wir besichtigten die barocke St. Georgs Kirche, ein erstaunlich großes Kirchenschiff, das geradezu überladen wirkt. Die gesamte Decke ist ausgemalt. Ein besonderes Ausstattungsmerkmal ist vermutlich die profane Uhr über dem Altar. Wir fragten uns, welche Funktion diese übernehmen soll.

Altar mit Uhr in der Kirche St. Georg in Neustift

Das Wetter war nicht kühl, immer mal gab es leichten Regen, aber es war gut zu radeln. Hinter Milders verengt sich das Tal. Die Ruetz fließt mit gewaltiger Strömung durch ein enges Bett. An mehreren Stellen werden große Fluss-, Schotter und Erdarbeiten ausgeführt, um weiteren Hochwasserschutz herzustellen. Steinwälle an einigen Hängen lassen ahnen, was hier an Flutkatastrophen eintreten kann.

Umkleidepause

Oberhalb von Gasteig bzw. Volderau ist schon von weiten der Mischbachwasserfall zu sehen, der imposante Kaskaden bildet. Seine Einmündung in die Ruetz wird mit einer riesigen Baustelle erheblich erweitert, vermutlich auch, um die gefährdeten Straßenbrücke zu schützen.

Wasserbaumaßnahmen an der Einmündung des Bachwandbaches mit Wasserfall oben am Hang

Weiter flussaufwärts ist ein interessantes Areal entstanden, Klausäuele genannt. Kleine Seen sind angelegt worden und die Ruetz verläuft in einer weiten Schleife um diese herum, mit Schotterablagen deutlich in ihrer Fließgeschwindigkeit reduziert.

Umgestaltung der Ruetz bei Klausäuele

Hier wendeten wir und kehrten ein, in den Ute & Hartmut gut bekannten Volderauhof.

Einkehr im Volderauhof

Der oberste Teil des Stubaitales wäre fast nur noch auf der Autostraße zu beradeln. Nach ca. 15 km endet diese auf dem großen Parkplatzareal an den Seilbahnen, die hinauf in das Gletschergebiet führen. Diesen Teil des Tales ließen wir somit aus.

Von Volderau ging’s zurück in Richtung Fulpmes, wenn möglich, auf der linken Seite der Ruetz. Hier, im Oberlauf der Ruetz, ist der Stubaitalradweg schon prima ausgebaut. Man radelt zumeist auf asphaltierten breiten Wegen, häufig flussnah.

Schon bei Medraz nahmen wir eine recht hoch am Hang Route, die meist identisch mit dem Stubaitalradweg oder der Loipe war. Es ging also oberhalb von Neustift und Fulpmes mit schönem Blick auf das Tal und die Orte weiter. Bei den Telfer Wiesen führte die Route meist in der Nähe der Trasse der Stubaitalbahn durch das Waldgebiet.

Hoch über Fulpmes
Bähnchentreffen bzw. -begegnung vor Mutters

Die Route hinab über Mutters und Natters bot immer wieder rasante Abfahrten, nicht ungefährlich, wenn der Weg schottrig ist und vom Regen ausgewaschene Rinnen zu meiden sind.

Filigrane Stahlbrücke der Stubaitalbahn vor Mutters
Blick auf die Sprungschanze Bergisel

Wir trafen gegen 18:30 Uhr wieder in Innsbruck ein und nahmen den schönen Weg entlang des Inn hin zu dem Wohngebiet östlich des Flughafens, in dem unsere Ferienwohnung liegt.

Zweiter Tag der Innsbrucker Hochalmtouren, Donnerstag, 17.07.2025: Nordkette Almenrunde (30 km, 870 Hm)

Bei bestem Sommersonnenwetter radelten wir heute über den Inn-Radweg flussabwärts bis zum Hans-Psenner-Steg, einer überdachten Holzbrücke, um von dort recht steil zur Hungerburg hinauf zu kurbeln.

Region der Nordkette Almenrunde

Die Radroute entlang des Inn haben wir schätzen gelernt. Man gelangt fast ohne im Straßenverkehr zu schwimmen durch die Stadt und kann dann in die Altstadt oder zum Bahnhof einschwenken. Unterwegs passiert man den Helena Scheuberin Garten, auf den eine Stele aufmerksam macht (s. Foto). „Der Helena-Scheuberin-Garten umfasst eine Auswahl an lokalen Pflanzen, die in der Gynäkologie und zu anderen medizinischen Zwecken verwendet werden. Er verwandelt die „Hexenküche“ von einem Schauplatz der geschlechtsspezifischen Unterwerfung in einen Raum der feministischen Autonomie – für die Wissensproduktion von Frauen* und ihre körperliche Selbstbestimmung.“

Hexengarten am Inn

Kurz vor der alten Holzbrücke überquert mit einer modernen Hängebrücke die neue Hungerburg-Bahn den Inn, um auf der Nordseite dann in einem Tunnel zu verschwinden und hinauf in den höher am Hang liegenden Stadtteil gleichen Namens zu führen. Dort befindet sich die Talstation der unteren Nordketten-Kabinenbahn.

Alte Holzbrücke über den Inn: Hans-Psenner-Steg

Unsere Route führt weiterhin stetig bergauf, teilweise mit 18 % Steigung. Immer wieder ergeben sich Ausblicke auf die im Tal liegende Stadt und die Bergketten im Süden, die Stubaier Alpen im Westen und die Tuxer Alpen mit dem markanten Hausberg von Innsbruck, dem Patscherkofel.

Talblick 1
Talblick 2
Talblick 3
Talblick 4
Talblick 5

Die Wegeverhältnisse waren anfangs Teerstraße, dann feinschottriger Fuhrweg, aber auch mal recht schmaler, mit größeren Steinen und Astwurzeln sowie Querrinnen bestückter Waldweg. Mit einigen Verschnaufpausen und erheblicher Motorunterstützung kamen wir dann am späten Vormittag an der ersten Alm dieser Drei-Almen-Runde an, an der Umbrüggler Alm.

Ausblick von der Umbrüggler Alm

Hier lohnt allein schon das ästhetische Gebäude den Aufenthalt: ein moderner Holzbau mit schattiger Terrasse und natürlich mit Blick über das Inntal und auf die Bergketten im Süden. Es gab einige Gäste an den Tischen, aber nur eine Person schien so wie wir mit dem Rad hier hinauf gelangt zu sein.

Nun ging es weiter steil hinauf, um dann wieder etwas talwärts zu radeln, was auf diesen schottrigen und steilen Wegen durchaus auch fordernd ist: stetiges aufmerksames Intervallbremsen, Umfahren von ausgespülten Rinnen und langsames Durchfahren enger Kurven.

Schon bald erreichten wir die zweite Jausenstation: die Arzler Alm, neben der Kühen weiden und die für Kinder einen großen Spielplatz bietet. Schon wieder pausieren: nein, wir vertagten das für die dritte Alm, die in moderater Entfernung liegt.

Arzler Alm

Die Rumer Alm liegt auf 1243 m und sieht aus wie eine Erweiterung einer einstmaligen Almhütte mit Viehwirtschaft: eher einfaches Holzgebäude mit niedrig engen Innenräumen. Davor allerdings sind Bänke und Tische aufgestellt und bieten den Gästen unter großen Sonnenschirmen die schöne Aussicht auf das Inntal – und typische Tiroler Gerichte. So probierte Gotthard, begeistert, die Kaspressknödelsuppe und ich testete die tiroler Schwester zum hessischen Handkäse mit Musik, den sauren Graukas.

Rumer Alm

Es war schon früher Nachmittag, als wir zur Abfahrt starteten. Nun ging es über hunderte von Höhenmetern ständig bergab, anstrengendes Fahren, bis zur alten Holzbrücke über den Inn. Und von dort gelangte wir rasch in die touristische hochfrequentierte Altstadt. Wir schoben die Räder an der Hofburg vorbei durch die Hofgasse zum Haus mit dem Goldenen Dachl und weiter durch die Herzog-Friedrich-Straße. Dort herrscht reges Treiben.

Blick durch die Herzog-Friedrich-Straße auf das Goldene Dachl

Auf Empfehlung eines Innsbrucker Passanten ließen wir uns im traditionsreichen Café Munding nieder. Hier bietet die Getränkekarte fast drei Seiten lang Variationen zum Thema „einen Kaffee“ an, fast wie in einem Wiener Kaffeehaus.

Café Munding

Zum Abendessen steuerten wir – nochmals, denn unser ersten Besuch endete mit dem Hinweis „heute keine Küche“ – ein kleines äthiopisches Restaurant auf der linken Seite des Inn an. Dort wurden wir mit Gerichten versorgt, die auf einem großen „Pfannkuchen“ (Injera, hergestellt aus Teff-Mehl) serviert wurden, der die Gabel ersetzen soll. Interessante Geschmäcker begegneten uns hier, mal sehr scharf, mal etwas fade, vegetarisch oder mit Fleisch ergänzt, mit sehr netter Bedienung. Der kleine Sohn der Wirtsleute saß im Raum vor einem großen Fernseher und schaute die ganze Zeit mit Begeisterung auf Videos von Paw Patrol. Das wäre erfolgreiche Integration.

Dritter Tag der Innsbrucker Hochalmtouren, Freitag, 18.07.2025: Goethe-Weg mit Nordkettenbahnen (Wanderung, ca. 1000 Hm, 12 km)

Der wohl beliebteste Aussichtspunkt der Innsbrucker Region liegt oben auf der Nordkette: Hafelekar. Dort, auf 2270 m Höhe, liegt die Bergstation der oberen Kabinenbahn. Hier beginnt der beliebte Goetheweg, der mal in südlicher, mal in nördlicher Kammlage zur Pfeishütte führt.

Goethe-Weg von Hafelekar Bergstation zur Pfeishütte und zurück

Bei hochsommerlichen Temperaturen nahmen wir die Hungerburgbahn und anschließend die Kabinenbahn zur Seegrube. Dort teilten wir uns auf. Ute & Hartmut wollten eine längere Wanderung vermeiden und blieben zunächst an der Bergstation und schauten sich dort oben um.

Ute & Hartmut auf der Aussichtsplattform der Station Seegrube der Nordkettenbahn

Gotthard & ich fuhren mit der Anschlusskabinenbahn bis hinauf zum Hafelekar. Dort genießen die meisten Touristen die Aussicht und steigen vielleicht noch zum Gipfel hinauf. Wir nahmen den Goethe-Weg, der zunächst südseitig mit grandiosem Blick auf Innsbruck, das Inntal und die gegenüberliegenden Tuxer Alpen sowie die Stubaier Alpen knapp unterhalb des Kamms in Richtung Osten führt.

Blick von der Aussichtsplattform der Station Hafelekar der Nordkettenbahn

Wir waren so begeistert von dem Panorama, dass wir häufig anhielten und Fotos machten. Zudem faszinierten uns die niedrigwüchsigen Alpenblumen. Hier oben ist die Baumgrenze längst überschritten. Etwas weiter unten beginnt die Zone der sich an den Boden duckenden Latschenkiefern; auf dem Abstieg zur Pfeishütte kamen wir durch solch eine Begrünung der oberhalb doch eher kargen und steinigen Landschaft.

Beginn des Goethe-Weges mit Lawinenverbauungen

Der Goethe-Weg ist steinig, recht schmal, manchmal auch ziemlich ausgesetzt, dann häufig , was bei Gegenverkehr einiges abverlangt. Aber es waren nicht viele Wanderer auf dieser so hochgelobten Route unterwegs. So langsam dämmerte uns, warum dies so ist. Wir waren auf diesem hochalpinen Wanderweg, der teilweise das Format eines Klettersteigs hat, die mit Abstand ältesten Wanderer. Hier sind vor allem junge Leute unterwegs und jene Wanderer, die Mehrtagestouren machen. Wir fragten die wenigen uns Entgegenkommenden einige Male nach der verbleibenden Wegezeit zur Pfeishütte und erfuhren dabei, dass sie dort übernachtet hatten.

Goethe-Weg auf der Nordseite des Grats

Der Goethe-Weg führt mehrfach über Geröllhänge, in denen der Verlauf zumindest bei Nebel, d. h. wenn hier oben die Wolken hängen) kaum zu erkennen ist. Für uns kein Problem, denn wir hatten bestes Sommerwetter. Es wurde uns nicht heiß hier oben auf ungefähr 2000 m Höhenlage. Zudem blies von Nordwesten aus dem Angertal ein recht kühler Wind hinauf.

Erstaunlicherweise sind hier oben gelegentlich Kuhglockentöne zu hören. Wir begegneten unterwegs mehreren Schafsgesellschaften, die auf diesen extrem kargen Hängen ihr Futter suchen und dann abends sich auf den Heimweg machen. Aber wohin? Wir sahen keine Ställe.

Schafe weiden auf 2000-Höhenmetern

Nach gut drei Stunden erreichten wir die Pfeishütte, die am Ende eines von der Mösalm hinaufführenden Hochtals liegt. Der Wirtschaftsweg geht hinunter nach Scharnitz bei Mittenwald. Die vom Alpenverein betriebene und renovierte Hütte liegt somit sehr im Abseits und ist nur über lange Wanderungen erreichbar. Entsprechend wenig Gäste saßen auf der Sonnenterrasse. Schade, denn das kulinarische Angebot war bestens und für den riesigen Betreiberaufwand dort oben auch nicht teuer.

Pfeishütte

Gotthard hatte unterwegs am Wegrand eine Damensonnenbrille gefunden. Er fragte dann auf der Sonnenterrasse herum, ob diese vermisst werde. Und bald schon meldete sich eine jüngere Chinesin, die sich später nochmals bei ihm herzlich bedankte.

Nach eine Stunde Pause traten wir den Rückweg an. Normale Wanderer benötigen dafür 2 ½ Stunden. Wir Oldies schafften es – ohne größere Verschnauf- und Fotostopps – in drei Stunden und waren stolz auf uns, aber auch erheblich erschöpft. Die steilen Abstiege waren die größere Herausforderung, weil jeder Schritt sorgfältig gesetzt werden muss, um nicht ins Rutschen zu kommen. Und die harten Anstiege ließen die Herzfrequenz deutlich ansteigen. Und das alles mit unseren eh schon nicht mehr so gut funktionierenden Kniegelenken.

Wegführung nördlich des Kamms
Einige Passagen sind mit Stahlseilen gesichert

Das Kontrastprogramm sah so auf. Uns überholte eine junge Frau, die über diese gerölligen und rutschigen Anstiege munter joggte und erst an den harten Anstiegen in eine gemäßigtere Gangart herunterschaltete. Wir staunten: den Goethe-Weg im Laufmodus, geht das? Offensichtlich. Wir merkten uns das für eines der künftigen Erdenleben vor. Schon für das jetzige war noch vor dem Abstieg zur Pfeishütte klar, dass wir solch eine Tour nicht mehr unternehmen werden, d. h. bewältigen können. Es war die Letzte … .

Hartmut und Ute sind von der Station Seegrube späterhin wieder in die Stadt hinuntergefahren, haben dort ihre Räder genommen und haben die Altstadt nochmals durchstreift und auf schattigen Bänken genossen.

Unser Abendessen nahmen wir auf der großen Terrasse unserer schönen Ferienwohnung ein.

Auf der Terrasse der Ferienwohnung

Vierter Tag der Innsbrucker Hochalmtouren, Samstag, 19.07.2025: Mutterer Drei-Almen-Runde (22 km, 900 Hm)

xxx