Trauerredner

Eines verstorbenen Menschen auf einer Trauerfeier zu gedenken, das ist eine Aufgabe, die zumeist kirchlichen Personen übergeben wird. Wenn eine solche religiöse Umrahmung von den Angehörigen für nicht passend gehalten wird und/oder vom Verstorbenen seinerzeit nicht gewünscht wurde, dann ist gleichwohl eine würdevolle Ansprache möglich. Die Trauer der Angehörigen und Freunde, das Rückerinnern an den Lebensweg des Verstorbenen und ein vielleicht auch vager Blick in Zukunft – all das kann in Worte gefasst und vorgetragen werden, von einem Trauerredner.

In einem ausführlichen Gespräch bitte ich die Angehörigen zunächst, mir ihre Wünsche und, falls bekannt, jene des Verstorbenen für den allgemeinen Sinnhintergrund einer solchen Ansprache zu umreißen. Wenn hier keine besonderen Wünsche bestehen, schlage ich vor, in der europäischen Tradition des Humanismus und der Aufklärung über das Leben und das Sterben zu sprechen.

Den weitaus größeren Teil des Vorbereitungsgesprächs nutzen die Angehörigen und ggf. Freunde zumeist dazu, mir den Lebensweg des Verstorbenen zu beschreiben und auf seine besonderen Interessen, seine großen und vielleicht auch einige seiner kleinen Lebensziele hinzuweisen. Erzählungen und Berichte über die Beziehungen, die zwischen den Trauernden und dem Verstorbenen bestanden haben, ergänzen diese biographischen Hinweise. Damit rückt das Umfeld in den Blick, aus dem der Verstorbene hinausgetreten ist – endgültig, was seine körperliche Präsenz betrifft, mit verbleibenden Bezügen, was seine geistige Präsenz im Leben der Trauernden angeht.

Nicht selten ergibt sich dann in meiner Vorbereitung der Trauerrede eine Ahnung, dass der Lebensbogen des Verstorbenen eine gewisse Folgerichtigkeit aufweist. Die Biographie scheint wie ein geschaffenes Kunstwerk auf, das im Nachhinein seinen ganz eigenen Sinn ergibt. Für die den Verstorbenen Vermissenden kann eine solche Betrachtung auch etwas Trost spenden.

Wenn dies nicht abgelehnt wird, richtet sich meine Trauerrede auch an den Verstorbenen selbst. Die Nachtodesforschung informiert uns darüber, dass das Erleben über den klinischen Tod des Körpers hinausgeht. Vielleicht können für die dann anstehenden Aufgaben noch einige ahnende Worte hilfreich sein.

Das Abschiednehmen ist in einigen Fällen extrem schwer. Wenn Kinder sterben müssen, wenn Elternteile ihre auf sie angewiesenen Kinder zurücklassen müssen, wenn Partner oder Freunde einen jähen Unfalltod sterben, dann erleben die Angehörigen dies immer auch als ein empörend ungerechtes Schicksal. Mein Versuch wird es dann sein, auch diese Gedanken und Gefühle so in Worte zu fassen, dass ein Weiterleben damit ein wenig mehr erträglich erscheint.

Eine lange und schwere Krankheit zu erdulden, ist eine sehr harte Lebensaufgabe für den Kranken und für seine Angehörigen. Nicht selten wird ein sich daran anschließendes Sterben auch als Befreiung von schwerster Last empfunden. In der Trauerrede soll beides zum Ausdruck gebracht werden – in angemessener Weise.

Immer mehr Menschen sterben am Ende eines sehr langen Lebensweges; sie sahen es kommen und sie konnten sich nach einem erfüllten Leben dazu bereitfinden. In der Ansprache an die Trauergesellschaft kann dieses zutiefst menschliche Erleben von Endlichkeit und die darin liegende Weisheit zum Ausdruck gebracht werden. Ähnlich verhält es sich dann, wenn der Verstorbene den Wunsch zum Ausdruck gebracht hatte, dass sein Ableben nicht nur Anlass von traurigem Abschiednehmen, sondern auch und vielleicht sogar primär von wohlgestimmter Geselligkeit sein soll.

Wenn Sie das Angebot einer Trauerrede in Anspruch nehmen möchten, dann wenden Sie sich an mich. Ich bespreche mit Ihnen den Zeitaufwand, der für mich entsteht, und das daran orientierte Honorar. Zumeist ergibt sich ein Gesamtbetrag von einigen hundert Euro.


 Tag und Nacht Quilt, Detail
(Ursula Arnold, 2004)